Archive for the ‘Promenadologie’ Category

… but not here

Dienstag, März 11th, 2008

A Beautiful Peace
(Song von Robert Wyatt von COMICOPERA)

I’ve been walking for hours,
needed a rest.
Take a good look around,
nowhere to rest.

There’s a shop
selling gentlemen’s suits.
Further along
an estate agent or two.

And a take-away sign
over a dusty door.
Shiny photos of food,
slightly microwaved.

There’s a methodist hall.
No smoking
No dogs

in the methodist hall.

It looks pretty grim
in the methodist hall,
despite a poster which says that
‚He’s There for Us All‘

City-Snack in die Tonne

And it’s a beautiful day,
for walking away.

It’s a beautiful day,
but not here.

Mobil telefonieren

Donnerstag, Februar 28th, 2008

Ich verstand nicht, wie irgend jemand glauben konnte, er lebe ein menschenwürdiges Leben, wenn er die Hälfte seiner Wachzeit damit verbrachte, herumzulaufen und in ein Telefon zu sprechen.

Kommunikative Spiegelung

Was mochte es gewesen sein, dass [die Leute] lieber pausenlos in ein Telefon sprachen, als unüberwacht und für den Augenblick allein durch die Straßen zu gehen, die Umgebung mit ihren animalischen Sinnen wahrzunehmen und die zahllosen Gedanken zu denken, zu denen das Treiben in einer Stadt anregt.
(Philip Roth Exit Ghost Carl Hanser Verlag, 2007)

Walking Tours

Montag, Februar 18th, 2008

Wiese

In the course of a day’s walk, you see, there is much variance in the mood. From the exhilaration of the start, to the happy phlegm of the arrival, the change is certainly great. As the day goes on, the traveller moves from the one extreme towards the other. He becomes more and more incorporated with the material landscape, and the open-air drunkenness grows upon him with great strides, until he posts along the road, and sees everything about him, as in a cheerful dream. The first is certainly brighter, but the second stage is the more peaceful. A man does not make so many articles towards the end, nor does he laugh aloud; but the purely animal pleasures, the sense of physical wellbeing, the delight of every inhalation, of every time the muscles tighten down the thigh, console him for the absence of the others, and bring him to his destination still content.
(from: Walking Tours by Robert Louis Stevenson)

Spatzierlust

Montag, Februar 11th, 2008

Spatzierlust ist das sicherste und erfreulichste Belusten
und fast allen anderen vorzuziehen, weil
es das Mittel hält
und nicht zu viel
noch zu wenige Bewegung mit sich bringet. …
Die Bewegung erwärmet den Leib
erwecket die zarten Geisterlein
vertreibet die groben aufsteigenden Dämpfe und entbindet den Verstand von aller Sorgenlast …

2008

Georg Philipp Harsdörffer über die Spatzierlust in seinen Frauenzimmer Gesprächsspielen
zitiert nach dem Essay Geh aus, mein Herz
(Kursorisches über den Spaziergang und seine poetische Praxis)
von Kurt Wölfel (hier)

Spreeufer in Mitte

Montag, Februar 4th, 2008

Love

Gabriele: „Sie gehen wohl immerfort spazieren?“
Anatol: „Spazieren! Da legen Sie so einen verächtlichen Ton hinein! Als wenn es etwas Schöneres gäbe! – Es liegt so was wirklich Planloses in dem Wort!“
(Arthur Schnitzler, Anatol)

Der Spaziergang

Sonntag, Januar 13th, 2008

Am 13. September 1806 wird Hölderlin unter Gewaltanwendung von Bad Homburg vor der Höhe nach Tübingen, ins Autenriethsche Klinikum abtransportiert. Der letzte Eintrag, am 21. Oktober 1806, ins Rezeptbuch der Autenriethschen Klinik, bevor Hölderlin (im Frühjahr 1807) in private Pflege entlassen wird, verzeichnet ein einziges Wort: Spazierengehen.
(Thomas Schestag in: Promenaden in: KOPFlandschaften LandschaftsGÄNGE – Kulturgeschichte und Poetik des Spaziergangs, Böhlau 2007)

Leiter

Der Spaziergang
(Hölderlin)

Ihr Wälder schön an der Seite,
Am grünen Abhang gemahlt,
Wo ich umher mich leite,
Durch süße Ruhe bezahlt
Für jeden Stachel im Herzen,
Wenn dunkel mir ist der Sinn,
Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen
Gekostet von Anbeginn.
Ihr lieblichen Bilder im Thale,
Zum Beispiel Gärten und Baum,
Und dann der Steg der schmale,
Der Bach zu sehen kaum,
Wie schön aus heiterer Ferne
Glänzt einem das herrliche Bild
Der Lanschaft, die ich gerne
Besuch‘ in Witterung mild.
Die Gottheit freundlich geleitet
Uns erstlich mit Blau,
Hernach mit Wolken bereitet,
Gebildet wölbig und grau,
Mit sengenden Blitzen und Rollen
Des Donners, mit Reiz des Gefilds,
Mit Schönheit, die gequollen
Vom Quell ursprünglichen Bilds.

Ein Palast anstelle des Schlosses anstelle des Palastes …

Samstag, Januar 12th, 2008

Palast

In [Berlin] wird der Reisende eingeladen, die Stadt zu besichtigen und zugleich gewisse alte Ansichtskarten zu betrachten, die zeigen, wie sie früher war: genau derselbe Platz mit dem Huhn anstelle des Autobusbahnhofs, dem Musikpavillon anstelle der Überführung, zwei Fräulein mit weißem Sonnenschirm anstelle der Munitionsfabrik. Um die Einwohner nicht zu enttäuschen, muß der Reisende die Stadt auf den Ansichtskarten loben und sie der heutigen vorziehen, jedoch darauf bedacht sein, das Bedauern im Rahmen genauer Regeln zu halten.
(aus: Italo Calvino Die unsichtbaren Städte)

Welcome

Mittwoch, Januar 2nd, 2008

Willkommen zur Neuauflage der Kunstspaziergänge.

Welcome

Als Gibbon an seinem Werk Verfall und Untergang des Römischen Reiches arbeitete, pflegte er stets lange Spaziergänge zu machen, bevor er sich zum Schreiben niedersetzte. Beim Spazierengehen hatte er Zeit, seine Gedanken zu ordnen, sich zu sammeln und zu entspannen.
(aus: Mark Z. Danielewski Das Haus; hier das Blog zum Roman)

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Gehen
(Michael Glasmeier in der Bauwelt 7/8, 1990)