Auf der Stadt liegen zahllose Netze. Manche knüpft August selbst aus dem, was er auf den Gehwegen vorfindet: Kiefernzapfen, zu Flecken getretenen Kaugummis, Hundehaufen in all ihren Farben und Formen … Ebenso gern spürt er den Spuren nach, die Aufmerksamkeit suchende Unbekannte für ihn gestreut haben. Graffiti und Tags gefallen ihm, wenn sie tote Orte beleben, und er freut sich, bestimmte Signaturen immer wieder zu entdecken. Besonders gern sieht er Tags, die missglückt und damit aus der Monotonie ihrer Wiederholungen herausgehoben sind.
(aus: Albrecht Selge wach Rowohlt 2011)
Archive for Oktober, 2011
Netze über der Stadt
Mittwoch, Oktober 19th, 2011Was ist Psychogeographie?
Dienstag, Oktober 18th, 2011Psychogeographie ist … die experimentelle Erforschung der Umwelt und ihrer Auswirkungen. Es ist die Frage danach, welchen Einfluss die geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat.
Psychogeographie ist aber auch ein Spiel, es geht darum unsere vorhersehbaren Pfade als FußgängerInnen zu verlassen und uns Strategien zu überlegen, wie wir die städtische Landschaft erkunden. Es geht darum, das psychogeographische Relief, die Fixpunkte und Strömungen, die Ein- und Ausgänge von räumlichen Zonen zu erkennen.
Psychogeographie ist Umherschweifen, ist Verlaufen, ist Aktion, ist das Sammeln von Dingen die man auf der Straße findet, ist das Einsteigen in eine U-Bahn, in den nächstbesten Bus und irgendwo aussteigen und ist das Löschen der üblichen Beweggründe um von A nach B zu gelangen, es ist das Achten auf das Gelände, die Tiere, den Müll in den Straßen.
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Damenbesuch
Montag, Oktober 17th, 2011Rebecca Thomas gestaltet die Kunstkammer Nr. 12 im Georg-Kolbe-Museum
Der „Damenbesuch“, Rebecca Thomas‘ Kunstkammer-Installation, könnte vielleicht auch als Akt durchgehen. Glücklichweise ist es in der Kammer zu dunkel, um zu zeichnen. Es dauert eine Weile, bis die Dame – mit Unterleib, aber ohne Kopf – zu erkennen ist. Sie hat einen ausgestopften Stoffkörper, an dem hell glänzende Füße, Brüste und eine Hand aus Acrylharz auffallen. Die Figur steht auf einem Erdklumpen-Sockel, wobei ihr rechter Fuß auf einem sichelförmig gekrümmten Karpfen steht. Ihres rechten Arms ist sie verlustig gegangen. Immerhin bleibt ihr die linke Hand, mit der sie sich an die rechte Brustwarze fasst.
(B. Werneburg in der taz)
Noch wärmt die Herbstsonne
Sonntag, Oktober 16th, 2011
Hermann Blumenthal, Großer Stehender (Römischer Mann), 1936/37
Urban Artfair
Samstag, Oktober 15th, 2011STROKE.ARTFAIR
Kunst für das 21. Jahrhundert
Feuer, der Löscher brennt!
Freitag, Oktober 14th, 2011Fabian Marcaccio und seine Paintants im Georg-Kolbe-Museum
Die Wortneuschöpfung „Paintant“ ist eine Verschmelzung der Begriffe „painting“ und „mutant“ und findet sich bei Marcaccio seit 1995 in Werk- und Ausstellungstiteln. Die biologisch konnotierte Bezeichnung einer „mutierten Malerei“ dient ihm als Oberbegriff für diverse künstlerische Praktiken, die die Natur des Tafelbildes sowohl inhaltlich als auch formal entgrenzen. Er selbst spricht im Zusammenhang der installativen und plastischen Tendenzen seines Werks auch von einem „expanded field of painting“, in dem eine aktive, räumlich und zeitlich bezogene Partizipation der Betrachtenden vorausgesetzt wird. Seine Arbeiten seien gedacht als „action painting for the beholder“, so wie das „Action Painting“ von Jackson Pollock einen auf die Bewegungen bezogenen dynamisch-dialogischen Malakt beschreibt.
Sammlung Wagener
Donnerstag, Oktober 13th, 2011Walking in L.A.
Montag, Oktober 10th, 2011„As soon as you start walking in Los Angeles you are a threat to public order, like a dog wandering in the road.“
(Jean Baudrillard)
It takes rather more than a bit of pedestrianism to disrupt the public order of L.A. As far as that goes, L.A. can pretty much handle a dog wandering in the road, too. Print the legend if you must, but don’t expect all us Angelenos to live it.
(Geoff Nicholson)
August 6, 2011 Berlin, Neue Grünstraße
March 31, 2007 Berlin, Groß-Berliner Damm
October 16, Berlin Spandauer Straße
There’s a man called Neil Hopper who runs the the website walkinginla.com. It features austere, minimalist records of his walks around the city. A typical walk might be called „June 23, 2007 Bell Gardens, Pico Rivera, Montebello“ or „September 24, 2005 Normandie Ave, Venice Blvd“, and that will be all the „text“ he provides.
(from: The Lost Art of Walking by Geoff Nicholson)
Tierisches aus Paris in Berlin
Sonntag, Oktober 9th, 2011My Paris
Collection Antoine de Galbert
Bis 8. Januar 2012 präsentiert der me Collectors Room Berlin die Sammlung Antoine de Galbert. In der Ausstellung „My Paris“ zeigt der Pariser Sammler seinen Blick auf die zeitgenössische französische Kunstszene.
Antoine de Galbert sammelt seit 1987 Kunst mit einer bewussten Entscheidung gegen den Mainstream und vorherrschende Trends. Volkskunst, „art brut“ und religiöse Objekte ergänzen seine Sammlung zeitgenössischer Werke. Von den über 2000 Objekten, die in den letzten 25 Jahren zusammengekommen sind, hat der Kunstliebhaber für die Ausstellung „My Paris“ in Berlin eine Auswahl getroffen, die seinen Eindruck der französischen Kunstszene der letzten Jahre präsentiert. (hier)
VERM.PUNKT
Samstag, Oktober 8th, 2011Den anderen Tag, in letzter Zeit immer häufiger, geht er zu Fuß. … Er gliedert den Weg nicht nach markanten Gebäuden und vielbefahrenen Kreuzungen, sondern orientiert sich an kleinen Knöpfen im Asphalt: in den Boden eingelassenen Plättchen, die wie ein dichtes Netz auf der Stadt liegen. Er geht, ohne aufzuschauen, von Punkt zu Punkt, die Plättchen liegen nah beieinander, es muss Abertausende geben, winzige oder etwas größere Kreise, selten auch Quadrate, aus Kupfer, Messing, Aluminium, in Fugen, Beton, zwischen Pflastersteinen, in versteckten Ecken und – noch verborgener – mitten auf der Fahrbahn, mal steht VERM.PUNKT darauf, mal MESSPUNKT, öfter sind sie von rosa Farbkreisen umgeben, aufgesprüht von Landvermessern … Täuschungen kommen auch vor, zwischen Pflastersteinen festgetretene Kronkorken etwa oder Centmünzen.
(aus: Albrecht Selge wach Rowohlt, 2011)
The act of walking … is a process of appropriation of the topographical system on the part of the pedestrian; it is a special acting-out of the place …
(aus: Michel de Certeau The Practice of Everyday Life)