Archive for Juli, 2015

Das Land Mordor von West-Berlin ist weg

Mittwoch, Juli 8th, 2015

Am Zoo 1

Beate Uhse war (hier) einmal

Ein finsterer Ort wurde abgerissen. „Schmuddelecke“ hat man den Gebäude-Komplex aus Aschinger-Haus und Leineweber-Haus zuletzt genannt, doch eigentlich war das Wort schmuddelig noch zu mild. Betrat man die „Arkaden“ am Beate-Uhse-Museum, diesen düsteren, stinkenden, von Kreaturen der Nacht bevölkerten Tunnel, der entlang der Joachimsthaler Straße zum Bahnhof Zoo führte, dann war man an einem finsteren Ort – das Land Mordor von West-Berlin. Sex-Shops mit Video-Kabinen, Pfandleiher, Spielhalle, ein heruntergekommener Donut-Laden, Sportwetten, Döner-Buden und China-Imbisse, dann wieder Sex. World of Sex.

Zoofenster wird wieder abgerissen

Abriss

Natürlich, so ganz wird das Schmuddel-Milieu wohl nie verschwinden. Es sitzt in der DNA des Bahnhof Zoo.
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Da fehlt doch was

Sardische Augenblicke (VII)

Dienstag, Juli 7th, 2015

Cagliari044

Wer mit Pfeilen eine Wolke erlegen will, wird vergeblich seine Pfeile verschießen. Viele Bildhauer sind solch wunderliche Schützen.
Einer Wolke muss man auf einer Trommel etwas vorgeigen oder auf einer Geige etwas vortrommeln. Dann wird es nicht lange dauern, bis sich die Wolke niederlässt, sich vor Glück am Boden wälzt und schließlich entgegenkommend versteinert. Der Bildhauer hat so im Handumdrehen die schönste Plastik fertig.
(Hans Arp: Werkstattfabeln, 1955)

Fränkische ARTventures (XI)

Montag, Juli 6th, 2015

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E.T.A. Hoffmann in Bamberg

Wie an einigen fränkischen Orte beginnt auch in Bamberg das 19. Jahrhundert mit schlechten Nachrichten: 1802 wird die Stadt gegen ihren Willen zur bayerischen Provinz, im folgenden Jahr wird der Stift säkularisiert und im Zuge dessen auch die 1647 gegründete Universität zur Philosophisch-Theologischen Hochschule degradiert. Nur wenig später, im Jahr 1808, zieht der Dichter E.T.A. Hoffmann nach Bamberg, um am dortigen Theater sein Geld zu verdienen – was jedoch nur leidlich gelingt, bereits 1810 verlässt er die Stadt wieder gen Dresden.
(mehrzu Dichtern und Denkern in Bamberg im Literaturportal)

15. Mai 2015

Bamberg131
E.T.A. Hoffmann mit Kater Murr auf den Schultern (Reinhard Klesse)

Hoffmann war nach dem Tod seines Katers außer sich vor Trauer und erteilte einen ungewöhnlichen Auftrag, der in der gesamten Berliner Gesellschaft für Gesprächsstoff sorgte. Nur einen Tag nach dem Tod des Katers Murr ließ der Dichter seinen besten Freunden eine lithographierte Traueranzeige zustellen: »In der Nacht vom 29. bis zum 30. November d.J. entschlief, um zu einem beßern Dasein zu erwachen, mein theurer geliebter Zögling der Kater Murr im vierten Jahre seines hoffnungsvollen Lebens. Wer den verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt meinen Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen. Berlin d. 1. Decbr. 1821 – Hoffmann«

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E.T.A. Hoffmann, porträtiert von Michael Mathias Prechtl

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Klein Zaches, genannt Zinnober

Eines Tages stößt sie am Wegesrand auf das arme zerlumpte Bauernweib Liese, die im Korb ihr zweieinhalbjähriges missgestaltetes Söhnlein, den „Wechselbalg“ Zaches mit sich schleppt. Auf seinen „Spinnenbeinen“ kann er nicht stehen, nicht gehen; statt zu reden knurrt und miaut er wie eine Katze. Dabei frisst er „wie der stärkste Knabe von wenigstens acht Jahren“. Aus Mitleid kämmt ihm Rosabelverde heimlich das struppige Haar und verleiht „dem bösen Alräunchen“ damit die Gabe, dass er allseits für einen hübschen und verständigen Menschen gehalten und alle Leistungen, die in seiner Gegenwart ein anderer vollbringt, ihm zugerechnet werden.

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Apfelweibla

Da stand er und schaute den großen schönen bronzenen Türklopfer an; aber als er auf den letzten, die Luft mit mächtigem Klange durchbebenden Schlag, der Turmuhr an der Kreuzkirche den Türklopfer ergreifen wollte, da verzog sich das metallene Gesicht im ekelhaften Spiel blauglühender Lichtblicke zum grinsenden Lächeln. Ach! es war ja das Äpfelweib vom Schwarzen Tor! Die spitzigen Zähne klapperten in dem schlaffen Maule zusammen, und in dem Klappern schnarrte es: ‚Du Narre – Narre – Narre – warte, warte! warum warst du hinausgerannt! Narre!‘ – Entsetzt taumelte der Student Anselmus zurück, er wollte den Türpfosten ergreifen, aber seine Hand erfaßte die Klingelschnur und zog sie an, da läutete es stärker und stärker in gellenden Mißtönen, und durch das ganze öde Haus rief und spottete der Wiederhall: ‚Bald den Fall ins Krystall!‘ – Den Studenten Anselmus ergriff ein Grausen, das im krampfhaften Fieberfrost durch alle Glieder bebte.

Der Nabel der Avantgarde

Sonntag, Juli 5th, 2015

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Hans Arp im Georg-Kolbe-Museum

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Hans oder Jean Arp, wie sich der gebürtige Straßburger auch nannte, der 1926 französischer Staatsbürger wurde, ist ein Phänomen unter den Großen der klassischen Moderne. Künstlerisch blieb sich der überzeugte Pazifist, der im schweizerischen Exil 1916 die Dada-Bewegung mitbegründete, statt in den Weltkrieg zu ziehen, stets treu. Immer klarer entwickelte der Maler, Grafiker, Bildhauer und Dichter eine Vorliebe für elementare Formen und Symbole, für die Analogien und Übergänge zwischen Dingwelt, Mensch und Natur. „Er erinnerte mich an eine Art Hindu-Philosoph“, so der 92-jährige Ellsworth Kelly später, der Arp um 1950 einige Male in Paris traf.
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Fränkische ARTventures (X)

Samstag, Juli 4th, 2015

Götter in Bamberg

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Neptun (Johann Kaspar Metzner)

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Apoll (Markus Lüpertz)

Fränkische ARTventures (IX)

Freitag, Juli 3rd, 2015

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Adam Riese ist in Bad Staffelstein geboren.

Adam Ries stammte aus Staffelstein, in der Vorrede zu seiner „Coß“ gibt er selbst darüber Auskunft. Sein Vater Contz Ries war der Besitzer der dortigen Stockmühle, seine Mutter dessen zweite Frau Eva Kittler.

Das Geburtsjahr ist nicht eindeutig zu bestimmen. Die Umschrift auf dem einzig bekannten zeitgenössischen Porträt des Rechenmeisters lautet: ANNO 1550 ADAM RIES SEINS ALTERS IM LVIII. Wenn er demnach im Jahr 1550 im 58. Lebensjahr war, muss er 1492 oder 1493 geboren worden sein, je nachdem, wann er das 58. Lebensjahr vollendet hat.

Adam Ries

Adam Ries

1518 ging Ries nach Erfurt, wo er eine Rechenschule leitete. In Erfurt verfasste er zwei seiner Rechenbücher und ließ sie drucken

Römische Geschichten (VIII)

Donnerstag, Juli 2nd, 2015

Wolfgang Lange
Auf den Spuren Goethes, unfreiwillig:
Rolf Dieter Brinkmann in Italien

Rom189

Rom129

Man müßte es wie Göthe machen, der Idiot: alles und jedes gut finden/was der für eine permanente Selbststeigerung gemacht hat, ist unglaublich, sobald man das italienische Tagebuch liest: jeden kleinen Katzenschiß bewundert der und bringt sich damit ins Gerede.
(Brinkmann)

Rom049

Satellite

Mittwoch, Juli 1st, 2015

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Satellite Berlin

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