Archive for Februar, 2008

Jonathan Meese

Dienstag, Februar 12th, 2008

Contemporary Fine Arts zeigt anlässlich des Geburtstags von Jonathan Meese (23. Januar 1970) neue Arbeiten des Künstlers.

Wächter

Hitler, Porno, Revolution: Jonathan Meese ist der Meister der krawalligen Kunst (ein Fragebogen im SPIEGEL)

artnet-Interview mit Meese

Alain Bieber: Gab es in Deinem Leben einen Punkt, an dem Du gesagt hast: „Ich will Künstler werden?“

Jonathan Meese: Ja, mit 22. Ich lief mit meiner Mutter durch Hamburg und meine Mutter fragte mich: „Jonathan, du hast heute Geburtstag. Was willst du haben?“ Und ich habe lange nachgedacht und gesagt: „Ich will einen Block. Einen Papierblock und Stifte.“ Das war für mich der Punkt, der Tag, der Stichtag. Ich habe mich davor nie für Kunst interessiert. Nie.

ZEITinterview mit Meese

Spatzierlust

Montag, Februar 11th, 2008

Spatzierlust ist das sicherste und erfreulichste Belusten
und fast allen anderen vorzuziehen, weil
es das Mittel hält
und nicht zu viel
noch zu wenige Bewegung mit sich bringet. …
Die Bewegung erwärmet den Leib
erwecket die zarten Geisterlein
vertreibet die groben aufsteigenden Dämpfe und entbindet den Verstand von aller Sorgenlast …

2008

Georg Philipp Harsdörffer über die Spatzierlust in seinen Frauenzimmer Gesprächsspielen
zitiert nach dem Essay Geh aus, mein Herz
(Kursorisches über den Spaziergang und seine poetische Praxis)
von Kurt Wölfel (hier)

Brian Alfred

Sonntag, Februar 10th, 2008

Millions now living will never die

Brian Alfred in Haunch of Venison (noch bis zum bis 22. März)
Millions Now Living Will Never Die!!!

Brian Alfred stellt ein ambitioniertes Projekt vor: 333 Porträts von Musikern, Künstlern, Schauspielern, Schriftstellern und Politikern – eine Serie in Tricktechnik, verbunden mit einem Mash-Up-Soundtrack, bei dem unterschiedliche Songs zu neuen Stücken gemischt wurden – vermitteln ein Bild der zahlreichen und vielfältigen Einflüsse des Künstlers. Das Projekt zeigt, dass persönliche Kreativität als potenziell offener und affektiver Prozess verstanden werden kann, da sich bestimmte Einflüsse von Künstler zu Künstler und von Generation zu Generation fortsetzen.
(aus: Faltblatt der Galerie)

Jack

Neubau S-Bahnhof Baumschulenweg

Samstag, Februar 9th, 2008

Nach fast rund hundert Jahren Betrieb soll der Bahnhof Baumschulenweg neu gebaut werden. Die Fassade des Haupteinganges auf der Ostseite, die der Bahnhof 1916 erhielt und die heute unter Denkmalschutz steht, bleibt dabei erhalten. Ansonsten wird der erneuerungsbedürftige Bahnhof künftig modernen Ansprüchen an Komfort, Sicherheit, Gestaltung und Leistungsfähigkeit gerecht. Rund 28 Millionen Euro werden investiert.
(Quelle)

Brücke

Am 20. Mai 1890 wurde die Station – damals noch ebenerdig – eröffnet, unter anderem auch auf Initiative des Baumschulenbesitzers Franz Späth (Station auf der Berlin-Görlitzer Eisenbahnstrecke). Sechzehn Jahre später verlegte man die Station auf einen Damm und erweiterte sie gleichzeitig um einen Bahnsteig. Weitere 10 Jahre später kam noch der dritte Bahnsteig hinzu – dieser war von seiner Bauweise her ein Seitenbahnsteig.
(Quelle)

… 5 minutes later

Freitag, Februar 8th, 2008

Auf die Plätze, fertig, los … und 5 Minuten später waren die Werke fertig,
z.B. Taking a line for a 5 minute walk von Ceal Floyer oder die weiße Arbeit o.T. von Thomas Rentmeister.

Über den japanischen Künstler Hokusai geht die Legende, dass er ein in Auftrag gegebenes Bild eines Hahns jahrelang nicht aushändigte. Als nach langer Zeit und vielen Mahnungen der erboste Mäzen im Atelier des Künstlers erschien, zeichnete Hokusai in dessen Anwesenheit in nur wenigen Sekunden das lang ersehnte Bild. Der Mäzen war erzürnt über die Flüchtigkeit der Ausführung und forderte den Künstler zur Rechenschaft. Ohne Worte führte Hokusai ihn in einen weiteren Raum, der angefüllt von Büchern, Modellen, Notizen, Zeichnungen und Skizzen war. Das in nur wenigen Sekunden geschaffene Werk war in Wahrheit die Frucht jahrelanger, mühsamer Arbeit.

Die Ausstellung … 5 minutes later knüpft an den seit dem 13. Jahrhundert in der Kunstgeschichte währenden Streit zwischen disegno und pittura an. Was ist bedeutender: die genuine Skizze oder das ausformulierte Meisterwerk? Jede der eigens für die Ausstellung neu produzierten Arbeiten ist in nur fünf Minuten entstanden. Inspiration sowie Spontaneität der Geste und Unmittelbarkeit der Werke bilden die Essenz und Sprengkraft dieser Gruppenausstellung.
(Info des Veranstalters)

5 Minutes Later

Beim Verlassen der Kunstwerke sah ich eine Persiflage zur Ausstellungskonzeption. Ein Berliner Streetartist hatte für sein Werk die 5 Minuten weit unterschritten:

5 seconds later
… 5 seconds later (unbekannter Künstler, Milch)

Toteninsel

Donnerstag, Februar 7th, 2008

In Berlin gibt es 224 geöffnete und geschlossene Friedhöfe mit etwa 1176 Hektar gewidmeter Friedhofsfläche, von denen (gegenwärtig) 79 in der Denkmalliste Berlins als einzelne Gartendenkmale eingetragen sind. Dazu gehört der Friedhof Grunewald (hier einige Impressionen), der wegen seiner abgegrenzten Lage in Anspielung auf das Gemälde von Arnold Böcklin auch Toteninsel genannt wird.
Auf diesem Friedhof ist auch der Schriftsteller Hermann Sudermann (1857-1928) bestattet. Die heute fast vergessenen Theaterstücke Sudermanns feierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts wahre Triumphe (hier Werke bei Gutenberg.de) und ermöglichten ihm den Aufbau einer bedeutenden Kunst- und Antikensammlung, aus der auch die Frauenbüste uf der Grabstätte stammen soll.
(Infos aus: Gartendenkmale in Berlin FRIEDHÖFE, Michael Imhof Verlag, 2008)

Porträtbüste

Löwenbrücke im Tiergarten

Mittwoch, Februar 6th, 2008

Löwenbrücke

Die denkmalgeschützte Löwenbrücke im Tiergarten ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Die Hängebrücke, übrigens die erste in Berlin, wurde 1838 von der Firma Borsig nach einem Entwurf von Ludwig Ferdinand Hesse gebaut. Es wurde im Wesentlichen ein Nachbau der Löwenbrücke in Sankt Petersburg von 1826. Die Petersburger Löwen stammen von dem Bildhauer Pavel Petrowitsch Sokolow, die Berliner Löwen wurden in der Werkstatt von Christian Daniel Rauch modelliert. (Quellen: hier und hier)

Das älteste Denkmal Berlins

Dienstag, Februar 5th, 2008

Nikolaus von Bernau soll am 16. August 1325 in der Marienkirche eine Predigt gehalten und die Berliner dafür gescholten haben, nicht auf die Stimme des Papstes zu hören. Vor der Kirche kam es daraufhin zu einem Aufruhr, bei dem der Propst ermordet und auf dem Neuen Markt verbrannt wurde – ob von aufgebrachten Bürgern oder bewaffneten Wachen des Markgrafen, ist historisch nicht verbürgt. Der Papst belegte daraufhin Berlin und Cölln für mehr als 20 Jahre mit dem Kirchenbann. Zur Sühne mußte ein Kreuz errichtet werden. Dieses steinerne Kreuz wurde 1335 auf dem Neuen Markt aufgestellt; 1726 wurde es an das Eingangsportal der Marienkirche versetzt, wo es heute noch zu sehen ist. Seit dem Spätmittelalter ist eine Vielzahl von Legenden um den gewaltsamen Tod des Probstes überliefert, so zum Beispiel die, daß Nikolaus von Bernau schlichtweg ermordet wurde, weil die Berliner ihm den Kirchenzehnt verweigerten. (mehr zur Marienkirche)

Kreuz

Vermutlich ist das Kreuz … das ursprüngliche und damit das älteste Denkmal Berlins, wo es aber zuerst gestanden hat, läßt sich nicht mehr feststellen; vielleicht stand es mitten auf dem Neuen Markt, vielleicht auch in der Spandauer Straße. (Quelle)

Spreeufer in Mitte

Montag, Februar 4th, 2008

Love

Gabriele: „Sie gehen wohl immerfort spazieren?“
Anatol: „Spazieren! Da legen Sie so einen verächtlichen Ton hinein! Als wenn es etwas Schöneres gäbe! – Es liegt so was wirklich Planloses in dem Wort!“
(Arthur Schnitzler, Anatol)

Zilleball 1927

Sonntag, Februar 3rd, 2008

Zilleball 1927

Da fuhren die Sechstausend zum Zilleball im Sportpalast vor. Eine ganze Stadt, die sich aus Übermut für eine Nacht in Fetzen und Lumpen warf, der Kurfürstendamm in das Gewand der Ackerstraße, die wohlsituierte Brieftasche in den zerschlissenen Rock des letzten Elends.
Aber draußen, am Eingang, durch die Zäune lugend, stark frierend, standen die wirklichen Zilletypen. ( … )
Durch ihr Spalier mußte der Meister Heinrich Zille hindurch, als er nach 1 Uhr, den Kragen hochgeschlagen, das Milieu des Sportpalastes verließ. Seine Modelle erkannten ihn nicht – aber ihm genÜgte die eine Sekunde des Vorbeigehens an der Hundertschaft der hungernden Krüppel und kessen Raben, um sie alle, alle zu sehen und ihrer aller Schicksal zu erkennen. Das hängte sich in seine Gedanken und machte seine Schritte schwer, als er langsam und nachdenklich seiner Mansarde zustrebte. Und er dachte bei sich: »Alles schön und gut, aber ein Zilleball war es nicht. (…) Es ist ja auch gar nicht wahr, daß ich ein Humorist bin. In den Lustigen Blättern sind meine Bilder bloß deshalb erschienen, weil kein anderer als der wackere Dr. Eysler den Mut hatte, sie zu bringen. In Wahrheit waren sie ja zum Weinen statt zum Lachen gemacht. (…) Wenn ich zu bestimmen hätte, wo mein Denkmal hinkäme, möchte ich es lieber vor dem Zentralarbeitsnachweis als auf einem Ball im Sportpalast haben.«
(Peter Sachse im Berliner Journal, Nummer 155, 1927)

Heinrich Zille

Nun, ein Arbeitsamt gibt es da nicht, aber im Nikolaiviertel steht seit einigen Wochen die Skulptur eines sehr schlanken Heinrich Zille. Die Skulptur wurde von Torsten Stegmann anlässlich des 150. Geburtstages von Zille geschaffen.
Es gibt gegenwärtig einige Ausstellungen zu Zilles Ehren in Berlin, letztens sahen wir auch einige Arbeiten in der Galerie Leo.Coppi.